Neugierig auf die Küchen dieser Welt.

„Der Daniel hat eine mega Entwicklung hingelegt“, schwärmt Tanja Radi von ihrem Schützling, den sie die letzten vier Jahre bis zu seinem Abschluss als Koch im Vollberuf begleitet hat. Radi ist Ausbilderin für den Bereich Hauswirtschaft in der Lernwerkstatt der Katholischen Jugendfürsorge. „Daniels Ausbildung ist ein riesiger Erfolg. Er geht hier raus, selbstbewusst, als gestandener Mann und bereit für das Berufsleben. Besser hätte er es nicht machen können“, so Radi weiter.

 

v.li.: Reha-Beraterin Margit Bründl-Ziske, Absolvent Daniel von Junker und Einrichtungsleiter Hubert Schmalhofer bei der Absolventenfeier in der Lernwerkstatt

 

Betriebe warten schon auf Absolventen

Und Daniel ist nicht der einzige, für den es in der Lernwerkstatt gut gelaufen ist. Insgesamt 30 junge Männer und Frauen haben dort ihre Ausbildung abgeschlossen und stehen dem regionalen Arbeitsmarkt zur Verfügung. „Es lohnt sich immer“, bestätigt der Leiter der Lernwerkstatt Hubert Schmalhofer, „mit einer erfolgreichen Ausbildung haben die jungen Leute gute Chancen auf eine interessante Anstellung. Die Betriebe werben schon um unsere Abgänger, die sie bereits als Praktikanten kennengelernt haben.“ Tatsächlich braucht der bayerische Arbeitsmarkt den Nachwuchs dringend. Die Absolventen der Lernwerkstatt kommen in diesem Jahr aus den Bereichen Büro, IT, Mediengestalter, Verkauf, Friseur, Gartenbau, Holz, Maler, Elektro, Hauswirtschaft und Servicefahrer/Lagerlogistik.

 

v.li.: Reha-Beraterin Margit Bründl-Ziske und Einrichtungsleiter Hubert Schmalhofer mit den Absolventen der Lernwerkstatt im Bereich Hauswirtschaft und Küche. Darunter Daniel von Junker (3.v.li.), Ausbilderin Tanja Radi (2.v.re.) und Ausbildungsleiter Vladsilav Perkov (3.v.re.)

 

Traumberuf in der Lernwerkstatt entdeckt

Daniel von Junker ist in den fünf Jahren, seit die Lernwerkstatt Köchinnen und Köche ausbildet, der zweite Auszubildende, der den Vollberuf erlernt hat. „Das Interesse der jungen Leute für die Gastronomie ist groß“, sagt Tanja Radi, „und der Beruf ist auf dem Arbeitsmarkt gefragt.“ Daniel hat in der Lernwerkstatt seinen Traumberuf gefunden. Vor vier Jahren startete er mit einer berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme und wusste plötzlich ganz genau: „Das ist es: Ich werde Koch.“ Er hat seine Leidenschaft entdeckt und das Beste draus gemacht. „Die Ausbildung zum Koch ist sehr umfangreich“, erklärt Tanja Radi, „Daniel hat sich darüber hinaus weiter entwickelt. Er ist unheimlich kreativ, möchte viel ausprobieren und hat unsere Küche mit seinen Ideen bereichert.“ Für die Prüfung hat er zur Übung ein komplettes Menü gekocht: Vorspeise: Gegrillter Saibling auf Kohlrabi-Basilikum-Püree mit geschmorten Kirschtomaten, als Hauptgang Roastbeef mit Rotwein-Thymiansoße und Gemüsebeilage – Brokkoli, Blumenkohl, Honigschalotten und Herzoginkartoffeln. Eine Schokomousse weiß und dunkel mit Kirsch-Orangenragout gab es als Nachspeise. Ganz klar, dass Daniel schon einen Arbeitsplatz hat. Am 1. September startet er in einem Landgasthof in der Region. Dort kennt und schätzt man ihn schon aus dem Praktikum. Seine Pläne? Die Küchen der Welt – USA, Asien – verschiedene Länder und Küchen kennenlernen, das ist Daniels Traum.

 

Dank an Kooperationspartner für Unterstützung

„Die Auszubildenden haben Geduld und Ausdauer bewiesen, sie haben die Lehrjahre nun hinter sich und wurden mit dem Facharbeiterbrief belohnt.“ Schmalhofer ist optimistisch, dass die meisten von ihnen einen Arbeitsplatz bekommen. Die regelmäßig hohen Abschluss- und Vermittlungsquoten der Lernwerkstatt stützen außerdem Schmalhofers Prognose. Denn 95 % der Azubis bestehen ihre Prüfung, nur 8 % brechen vorzeitig ab und 75 % können nach der Ausbildung in Arbeit vermittelt werden. Schmalhofers Dank gilt der Agentur für Arbeit, den Berufsschulen und Praktikumsbetrieben und natürlich den Fachkräften der Lernwerkstatt, den Ausbildern, Sozialpädagoginnen und -pädagogen, Psychologen sowie Lehrkräften. Sie alle hätten dazu beigetragen, dass die Jugendlichen ihre Ausbildung erfolgreich umgesetzt haben.

 

Der Weg in die Lernwerkstatt

Margit Bründl-Ziske ist Reha-Beraterin bei der Agentur für Arbeit in Regensburg. Sie stellt bei Jugendlichen fest, ob ein Förderbedarf besteht und falls ja, ob eine Ausbildung oder eine Berufsvorbereitende Maßnahme in der Lernwerkstatt in Frage kommt. Um dort eine Ausbildung beginnen zu können, gäbe es zwei unterschiedliche Zugangswege, erklärt Bründl-Ziske. „Die Förderschulen werden von Reha-Beratern betreut. Die Jugendlichen werden bei uns beraten und begutachtet. Wir stellen deren Förderbedarf fest. Da gibt es mehrfache Einzelgespräche mit den Jugendlichen und den.“ Ein gewisser Teil der Jugendlichen mit Förderbedarf käme aus den Regelschulen. Im Zuge der Inklusion sei dies zunehmend der Fall. „Diese Jugendlichen kommen dann über die allgemeine Berufsberatung zu uns, sofern das gewünscht wird. Dann laden wir die Jugendlichen mit ihren Eltern ein und beraten gemeinsam, wie es weitergehen soll. Wenn ein intensiver Förderbedarf festgestellt wird, dann kommt für diese jungen Menschen eine Einrichtung wie die Lernwerkstatt in Frage.“ In einem geschützten Rahmen eine Ausbildung machen zu können, hält Margit Bründl-Ziske auch in Zeiten der Inklusion nach wie vor für wichtig. „Manchmal drängen die Eltern, dass ihre Kinder es auf dem ersten Arbeitsmarkt versuchen. Und wenn sie dann nach ein oder zwei Jahren scheitern, kommen sie wieder zu uns.“ Aktuell fänden sehr viele Jugendliche mit Förderbedarf auf dem ersten Arbeitsmarkt eine Ausbildungsstelle. „Das geht gut, wenn die entsprechende Unterstützung in den Betrieben gewährleistet ist“, sagt Bründl-Ziske, aber leider sei dies nicht in allen Fällen so. Wer eine individuelle Förderung und Begleitung während der Ausbildung braucht, sollte diese auch in Anspruch nehmen. „Auch die Absolventen von Berufsbildungswerken oder Einrichtungen wie der Lernwerkstatt haben gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt und können sehr gut vermittelt werden.“

 

Text und Bild: Christine Allgeyer