"Inklusion: Da brauchen wir Sie!":

Lernwerkstatt, Agentur für Arbeit und Jobcenter sind gute Partner für die Inklusion im Arbeitsleben. Junge Menschen profitieren davon.

Ziel ist der 1. Arbeitsmarkt – auch dann, wenn das für manche junge Menschen gar nicht so leicht zu schaffen ist. Das sind junge Menschen mit Lernschwierigkeiten, in schwierigen Lebensverhältnissen oder junge Menschen mit einer Behinderung. Sie alle brauchen Förderung und Unterstützung auf ihrem Weg in das Arbeitsleben. Damit das klappt, unterstützen die Agentur für Arbeit, das Jobcenter und Einrichtungen wie die Lernwerkstatt in Trägerschaft der Katholischen Jugendfürsorge.

Gemeinsam mit Johann Götz, dem Geschäftsführer der Agentur für Arbeit in Regensburg, Sybille Sinzger, Teamleiterin Reha der Agentur für Arbeit, der Teamleiterin Hochschule/akademische Berufe Dominique Gottwald und 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus der Vermittlung im Jobcenter, der allgemeinen Arbeitsvermittlung der Agentur für Arbeit und dem Arbeitgeberservice kam Vorstand Johann Beck zu Einrichtungsleiter Hubert Schmalhofer in die Lernwerkstatt.

 

Es geht uns um jeden einzelnen jungen Menschen und wir sind Ihnen für die gute Partnerschaft sehr dankbar", stellte Johann Beck, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit, bei einem Besuch in der Lernwerkstatt heraus. Michael Eibl, Direktor der Katholischen Jugendfürsorge, setzt wie er auf regionale Netzwerke, die die Inklusion im Arbeitsleben mit vorantreiben: Einrichtungen, Ausbildungsbetriebe, Beratungsstellen, Agentur für Arbeit, Jobcenter und Vertreter aus der Politik und freien Wirtschaft. Sie alle werden gebraucht, um auch diejenigen Jugendlichen zu erreichen, die drohen auf der Strecke zu bleiben. „Manche junge Menschen erreichen wir nicht oder viel zu spät", sagt Michael Eibl. Deshalb sei es so wichtig, Familien früh zu sensibilisieren, Hilfen schon in der Schule anzubieten, Streetworker einzusetzen und gerade dann da zu sein, wenn Eltern ihren Erziehungsaufgaben nicht gewachsen sind. Eibl wünscht sich noch mehr Unterstützung aus der Politik für diese drängenden Aufgaben. Den Ausbau der Hilfestrukturen mit der Jugendberufsagentur, die im Herbst 2019 in Regensburg vom Amt für kommunale Jugendarbeit, der Agentur für Arbeit und dem Amt für Jugend und Familie auf den Weg gebracht wurde, begrüßt Eibl. Gebot der Stunde sei es nun, mit allen Akteuren in enger Abstimmung zu bleiben. Professionelle Hilfen für die zunehmende Zahl an psychisch auffälligen jungen Menschen müssten schnell und unbürokratisch erfolgen.

Für jeden das Richtige finden – in der Lernwerkstatt Programm

Die Gäste aus der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter besuchten die Ausbildungsbereiche der Einrichtung, die spezialisierte Maßnahmen für Jugendliche mit Förderbedarf in der beruflichen Rehabilitation und der Jugendsozialarbeit anbietet. In zwölf Berufsfeldern werden junge Menschen ausgebildet, die aufgrund schulischer Defizite, einer Lernbehinderung, sozialer Schwierigkeiten oder wegen einer psychischen Erkrankung besondere Hilfen benötigen. In Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen (BvB) werden diejenigen unterstützt, die noch nicht berufsreif sind oder die Berufswahl noch nicht abgeschlossen haben. Sie können ihren Hauptschulabschluss nachholen, soziale und persönliche Kompetenzen erwerben und zeigen, dass sie den Anforderungen eines zunehmend selbstständigen Lebens und einer Ausbildung gewachsen sind. „Manchmal braucht es schon einen langen Atem", meint Hubert Schmalhofer, „aber dann starten die Jugendlichen durch." Schmalhofers Erfahrungen reichen zurück bis ins Jahr 1996, als die Einrichtung in Kooperation mit der Agentur für Arbeit an den Start ging. Das Ziel damals: der hohen Jugendarbeitslosigkeit begegnen und junge Menschen adäquat versorgen.

Eine gute Ausbildung steht am Beginn in ein selbstständiges Leben. In der Lernwerkstatt werden jährlich rd. 120 junge Menschen in 28 verschiedenen Berufen in den Bereichen Holz, Metall, Recycling, Elektro, Farbe, Friseur, Hauswirtschaft, IT/Büro, Verkauf, Servicefahrer, Lagerwirtschaft, Gartenbau ausgebildet. Eine Ausbildung zum Fachpraktiker (mit mehr Praxis und weniger Theorie) ist ebenso möglich.

Heute bietet die Lernwerkstatt neben Ausbildung und Berufsvorbereitung weitere sieben Maßnahmen an. Die sog. Vorschaltmaßnahme richtet sich an unter 25-Jährige ohne berufliche Erstausbildung, die sich noch schwertun, einen vollen Tag stabil an einer BvB teilzunehmen. Speziell für die Zielgruppe psychisch Erkrankte gibt es die Rehabilitationsmaßnahme ANNA (Annäherung an Arbeit). Die Teilnehmer haben verschiedenste Schulabschlüsse, auch Hochschulabschlüsse. Im „Projekt Beruf" dreht sich alles darum, möglichst gut vorbereitet eine Ausbildung zu beginnen oder einen Arbeitsplatz zu finden. Diese Maßnahme ist maßgeschneidert für sog. SGB II- und SGB III-Kunden. Sie haben meist Lücken im Lebenslauf, Misserfolge in Schule und Beruf und leben in belastenden Situationen, z.B. Schulden, familiäre Krisen, Delinquenz, Sucht. Die Maßnahme „Modul A" dient ebenfalls der beruflichen Orientierung und Qualifizierung. Die Zielgruppe ist zwischen 15 und 25 Jahren alt; es handelt sich meist um Maßnahme-, Schul- oder Ausbildungsabbrecher mit massiven Problematiken. In „Modul A+" schließlich können sich junge Flüchtlinge und EU-Migranten auf eine Ausbildung vorbereiten. Der Spracherwerb spielt dabei eine wichtige Rolle. Als ganz besonderes Angebot darf das Projekt „Ich schaff das" für Schulverweigerer angesehen werden. In Kooperation mit der Jakob-Muth-Schule und in Kooperation mit dem örtlichen Träger der Jugendhilfe – in Einzelfällen auch mit dem Jobcenter – gelingt es in der Lernwerkstatt, vollzeitschulpflichtige Jugendliche der Klassen 8 oder 9, die sich der Schulpflicht entziehen, zu stabilisieren und ihre soziale und persönliche Entwicklung zu fördern.

Für den Vorsitzenden der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Johann Beck ist Inklusion ein Herzensthema. Damit sie gelingt, sind indes nicht nur Einrichtungen der beruflichen Rehabilitation, Werkstätten für behinderte Menschen oder der Integrationsfachdienst erforderlich, sondern auch Partner auf dem ersten Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft. Diesen Standpunkt vertritt auch Hubert Schmalhofer und wünscht sich noch mehr mutige Unternehmer, die sich für Menschen mit Behinderung einsetzen und ihnen eine Chance geben.

Text: Christine Allgeyer
Gruppenbild: Christine Allgeyer; Bild Ausbildung: Juliane Zitzlsperger - www.neverflash.photo