„Ich wollte etwas, auf das ich stolz sein kann.“

Die Lernwerkstatt der KJF Regensburg hilft durch Krisen

Im Leben läuft es nicht immer rund, geradeaus und schon gar nicht immer glatt. Celine war auf dem Gymnasium, dann auf der Realschule. Doch irgendwann ging einfach nichts mehr. Zu viel Druck, zu viele Selbstzweifel. Dazu kamen Ängste und schlussendlich Depressionen. Ein normaler Alltag war undenkbar. „Ich war gar nicht mehr in der Lage raus zu gehen." Dann bekam die junge Frau einen Tipp vom Jugendamt: „Vielleicht ist die Lernwerkstatt der Katholische Jugendfürsorge Regensburg (KJF) was für Dich?"

Celine (links) und ihre Ausbilder Alexander Bauer

Celine (links) und ihr Ausbilder Alexander Bauer

 

Von Anfang an

Als nichts mehr ging, fing Celine mit der Lernwerkstatt bei null an. Wichtig war es, zunächst in einer Individualmaßnahme der Jugendhilfe, eine Tagesstruktur zu finden. Stück für Stück konnte die junge Frau immer länger arbeiten, traute sich immer mehr zu. Über die Agentur für Arbeit kam dann die BvB, die Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme, ins Spiel. Hier haben die Jugendlichen in der Lernwerkstatt die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten auszuprobieren, sich beruflich zu orientieren und eine Berufswahlentscheidung zu treffen, um dann auch eine berufliche Erstausbildung aufnehmen zu können.

Celine hat ihr Herz an die Logistik verloren: „Zusammen mit der Theorie in der Städtischen Berufsschule und der Praxis im Betrieb ist das für mich genau das richtige Gesamtpaket." Fachkraft für Lagerlogistik – diesen Abschluss strebt die junge Frau momentan an, sie ist bereits im dritten Lehrjahr. Den Abschluss zur Fachlageristin hat sie bereits mit Bestnoten und mit Auszeichnung in der Tasche. Und zudem mit einem Stipendium der Industrie- und Handelskammer (IHK) Regensburg obendrauf.  Auf die Frage, was man dafür tun müsse antwortet die 1er- Absolventin: „Ich hatte von Anfang an großes Interesse an lagertechnischen Prozessen und an allem, was mit Mathe und Physik zu tun hat auch." Ihr Ausbilder Alexander Bauer aus der Lernwerkstatt ist mächtig stolz: „Celine war und ist zielstrebig und sehr interessiert. Man merkt ihr die Freude an der Ausbildung und am gewählten Beruf an. Mit Motivation und großem Einsatzwillen legte sie ihre Ausbildung und die Prüfung ab und ist jetzt auf dem Weg zur versierten Fachkraft für Lagerlogistik."

Gemeinsam Kraft geben

Zu einer Erfolgsgeschichte gehören auch starke Partner in der Wirtschaft, zuverlässige Kooperationspartner, Partnerbetriebe, die Zugänge zu verschiedenen, externen Ausbildungsbereichen ermöglichen. Ausbilder Alexander Bauer hat früher selbst in einem Industriebetrieb die Auszubildenden betreut. Als Prüfer der IHK weiß er auch, dass sich die jungen Menschen nach den Maßnahmen „Draußen im wahren Leben" behaupten müssen und das dies am besten mit guten Partnern in der Wirtschaft funktioniert.  In diesem Fall hat die Firma Alliance Healthcare in Burgweinting diesen Part übernommen, Celine eine Chance gegeben und ihr zuerst ein mehrmonatiges Praktikum im Betrieb ermöglicht. Die zielstrebige Praktikantin hinterließ Eindruck: „Die Zusammenarbeit mit Celine und der Lernwerkstatt läuft einwandfrei. Wir sind im stetigen Austausch und freuen uns, dass Celine bei uns ihren Weg geht," so Jürgen Heim vom größten Großhändler in der europäischen Gesundheitsbranche.

Falls es nicht gleich so gut klappt wie in diesem Fall, macht die Lernwerkstatt ihre Schützlinge vor Ort fit. „Wir sind sehr praxisorientiert, haben hier unterschiedliche Übungsräume und geben alles mit was wir selbst als Meister und Ausbilder gelernt haben", so Alexander Bauer. In der Lernwerkstatt steht der ganzheitliche Ansatz im Fokus. Praxis, Theorie und psychologische Begleitung greifen ineinander.  „Viele Jugendlichen kommen hier ziemlich orientierungslos an. Wir zeigen ihnen was möglich ist und stärken sie mit diversen Maßnahmen auf ihrem jeweils individuellen Weg in das Berufsleben, " so Alexander Bauer. Finanziert werden die unterschiedlichen Maßnahmen von Kostenträgern wie der Agentur für Arbeit, den Jobcentern, der Jugendhilfe und der Rentenversicherung. Wichtig war während Celines Ausbildung in der Lernwerkstatt immer wieder die Unterstützung durch die Anleiter, den Sozialdienst und Celines Psychologin. Celine: „Ich konnte jederzeit auf ein gutes Netzwerk zurückgreifen – das hat mir sehr geholfen. So konnte ich mich Stück für Stück in das normale Arbeitsleben zurück kämpfen. Ich wollte endlich etwas, auf das ich stolz sein kann."

Das ist Celine mit Bravur gelungen!

 

Text und Bild: Olga Arnstein